Depression: Ursachen und Risikofaktoren

Depression: Ursachen und Risikofaktoren

Leider herrschen beim Thema Depressionen viele Vorurteile und Missverständnisse bei Nicht-Betroffenen vor. Nicht nur über die Erkrankung an sich, sondern auch zu ihren Ursachen. Diese können nämlich sehr vielfältig sein. Solltest du von Depressionen betroffen sein, ist es für eine erfolgreiche Behandlung durchaus wichtig, die genauen Hintergründe zu kennen, die zu deiner Depression geführt haben. Zudem sollte man wissen, dass in der Regel nicht ein einzelner Umstand allein zu einer Depression führt, sondern häufig eine Kombination mehrerer Faktoren schließlich in einer Depression münden.

Keine Ursache führt automatisch zur Depression

Wichtig für dich ist zudem, dass es keinen Faktor gibt, der quasi wie allein zu einer Depression führt. Es ist stets ein Zusammenspiel unterschiedlicher Anfälligkeiten für eine Depression. Diese können veranlagt sein oder im Leben erworben. Es gibt in jedem Fall immer eine Art Störung im Vergleich zu einem „Normalzustand“. Allgemein lassen sich somit nur Einflüsse beschreiben, die – in Kombination – zu einer Depression führen können. Grob lassen sich hier biologische und soziale Einflüsse unterscheiden. Biologische Einflüsse können dabei von Anfang an in dir vorliegen oder durch spätere Umstände entstanden sein. Soziale Einflüsse sind immer erworbene Anfälligkeiten.

Genetische Veranlagung

Die Veranlagung zur Depression kann vererbt sein. Der genaue Hintergrund hier ist allerdings komplex. So kann über einen indirekten Weg die Veranlagung zur Depression entstehen. Beispielsweise wird Risikofreude vererbt, was wiederum zu schwierigen Lebenssituationen führt, oder auch eine mangelnde Bewältigung von psychischem Stress. Kommen die entsprechenden Faktoren hinzu, steigt die Gefahr einer Depression.

Möglicherweise spielen die Gene aber auch direkt eine Rolle bei der Veranlagung zur Depression. Verdächtig ist das Serotonin-Transportergen, das genau für das verantwortlich ist, wie es benannt wurde. Ist es weniger ausgeprägt, dann wird weniger Serotonin gebildet und die Transmitterleistung der Nervenzellen im Gehirn ist gestört. So besteht dann auch die Gefahr einer Depression. Auch weitere Gene könnten eine direkte Rolle bei der Veranlagung zur Depression spielen.

Neurophysiologische Störung

Die Gefahr einer Depression steigt, wenn die Signalübertragung im Gehirn nicht richtig funktioniert. Es liegt dann eine neurophysiologische Störung vor. Mindestens einer der Neurotransmitter Serotonin, Dopamin oder Noradrenalin wird nicht ausreichend für Übertragungszwecke gebildet oder ist anderweitig gestört.

Hormonelles Ungleichgewicht

Gerät der körpereigene Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht, kann eine Depression die Folge sein. Bekannte Beispiele sind hier die Schwangerschaftsdepression und die postnatale Depression (Baby Blues). In beiden Fällen liegen starke Veränderungen des Hormonhaushalts vor, die in der Folge zu einer Depression führen können.

Ähnlich gelagert ist das Beispiel der Winterdepression. Sonnenlicht ist für die Bildung des Vitamins D wichtig. Im Winter leiden einige Menschen an einem Mangel des Vitamins, was wiederum eine Depression begünstigen kann. Vitamine und andere Aminosäuren sind wichtige Bestandteile anderer Stoffe im Körper, beispielsweise die Neurotransmitter im Gehirn.

Infektionserkrankungen

Insbesondere chronische Infektionskrankheiten können eine Depression auslösen. Die permanente Bekämpfung der Entzündung im Körper verwendet körpereigene Bausteine, die dann nicht mehr für andere Prozesse zur Verfügung stehen. Diese können nicht immer ausgeglichen werden und am Ende ist es möglich, dass eine Depression entsteht.

Auch andere chronische Krankheiten können am Anfang einer Depression stehen. Hier ist aber in aller Regel nicht die Krankheit selbst der Auslöser, sondern die soziale Ausgrenzung, ein gemindertes Selbstwertgefühl oder andere damit verbundene negative Erlebnisse der eigentliche Auslöser.

Medikamente, Doping, Drogen und Alkohol

Es gibt eine Reihe an Medikamenten, die eine Depression verursachen können – sowohl durch die Einnahme als auch durch das Absetzen der Mittel. Zu den gefährdenden Medikamenten zählen beispielsweise Mittel gegen Epilepsie, Tranquilizer, Krebsmittel, einzelne Antibiotika, Allergie- und Asthmamittel, Herzmittel wie Betablocker, einzelne Psychopharmaka sowie Sexualhormone. Die Liste ist nicht abschließend.

Daneben kann vor allem durch den Entzug von Dopingmitteln, insbesondere Anabolika, psychedelischen Drogen und Alkohol zu einer Depression führen. Hier gefährden somit vor allem die Entzugserscheinungen, in einigen Fällen kann aber auch die Einnahme zu einem depressiven Schub führen. Alkohol zum Beispiel ist in größeren Mengen ein Depressivum.

Sozial erlernte und „ansteckende“ Depressionen

Aus dem breiten Bereich der sozialen Einflüsse einer Depression kann ein erster Einflussfaktor eine vorliegende Depression mindestens eines Elternteils sein. Die elterliche Depression, besonders bei der Mutter, stellt einen erheblichen Risikofaktor für eine Depression beim Kind dar. Die Depression beim Kind muss nicht zwingend in der Kindheit oder im Jugendalter auftreten. Vor allem wenn im späteren Leben weitere Einflüsse auftauchen, kann über die Kombination eine Depression ausgelöst werden. Die Verbundenheit zu einer depressiven Person in der eigenen Vergangenheit kann dabei auch allgemein aus dem sozialen Umfeld stammen. Möglicherweise gibt es sogar Unterschiede je nach kulturellem Kreis, aus dem man stammt.

Daneben gibt es eine Vielzahl weiterer Theorien, wie soziale Einflüsse eine Depression begünstigen können. Ein Beispiel ist die erlernte Hilflosigkeit. Betroffene schränken sich selbst in ihrer Handlungsfähigkeit ein und wiederholen negative Erlebnisse. Aus dieser Hilflosigkeit entsteht schließlich die Depression. Diese Theorie wurde in verschiedenen Ansätzen weiter ausgearbeitet. So spielen Wahrnehmungsverzerrungen bei der Anfälligkeit zur Depression ebenfalls eine Rolle. Eine mangelnde emotionale Intelligenz kann ebenfalls ein Einflussfaktor sein.

Stress, Versagensängste und die Rolle im sozialen Gefüge

Weitere mögliche Einflussfaktoren auf eine Depression kann (psychischer) Stress sein – oder besser, die Fähigkeiten zur Bewältigung des Stress. Der Stressauslöser selbst kann im privaten, beruflichen, finanziellen oder einem anderen Bereich liegen. Wenn Versagensängste, mangelndes Selbstvertrauen oder ein Minderwertigkeitsgefühl hinzutreten, steigt die Gefahr einer Depression. Auch soziale Rückweisung kann hier ein Faktor für psychischen Stress sein.

Traumata

Nicht zuletzt können erlebte Traumata auch zu einer Depression führen. Vor allem ein in der Kindheit erlittenes Trauma kann im Erwachsenendasein zu einer Depression führen. Diese Gefahr ist nicht zu verwechseln mit der Gefahr einer Posttraumatischen Belastungsstörung – diese wird meist durch ein erlittenes Trauma im Jugendlichen- oder Erwachsenenalter ausgelöst.

Depressionen entstehen durch mehrere Einflüsse

Noch einmal ist zu betonen, dass alle vorgenannten Ursachen und Risiken die Gefahr einer Depression erhöhen, aber nicht zwingend eine Depression auslösen. In der Regel sind mehrere Faktoren zusammen dafür verantwortlich. Die Entstehungsgeschichte einer Depression ist im Einzelfall daher immer genau nachzuprüfen. Aber auch wenn jede Depression diesen individuellen Charakter besitzt, gibt es gewisse Gemeinsamkeiten – und gute Behandlungsmöglichkeiten.